Technische Uni Graz entdeckt Wasserbrücke neu

Wenn Wasser verrücktspielt und die Wände hochgeht

Philipp Ball – langjähriger Editor von „Science”, einer angesehenen Wissenschafts-Zeitschrift – hielt 2008 Folgendes fest: „It's embarrassing to admit it, but the stuff that covers two-thirds of our planet is still a mystery. Worse, the more we look, the more the problems accumulate: new techniques probing deeper into the molecular architecture of liquid water are throwing up more puzzles.”

Er meint damit, dass es für die Wissenschaft geradezu „peinlich“ sei, zuzugeben, dass ihr der Stoff nach wie vor Rätsel aufgibt, der zu 2/3 unsere Erde bedeckt Schlimmer noch: Je mehr Wissen über Wasser errungen wird, desto mehr Fragen tauchen gleichzeitig auf ...

Neue Erkenntnisse stellen alte Sichtweisen auf den Kopf

Dipl.-Ing. Larch (Leitung der Forschung und Entwicklung bei GRANDER) vermutet, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis die Wissenschaft ein ausreichend großes und allgemein anerkanntes Basiswissen über Wasser entwickelt hat.

Je intensiver man sich mit dem Thema Wasser beschäftigt, desto rätselhafter und geheimnisvoller wird jenes. Mit jeder Antwort, die man sucht, erhält man weitere Fragen. Es ist noch kein Erklärungsmodell gefunden worden, das ausreicht, um das Phänomen Wasser umfassend zu erklären. Die moderne Wasserforschung liefert jedoch unablässig neue Entdeckungen und stellt damit herkömmliche Sichtweisen regelmäßig auf den Kopf. Immer wieder gelangt die Wasserforschung zu neuen Erkenntnissen, die es physikalisch eigentlich gar nicht geben dürfte …

Unerklärliche Phänomene

Das Phänomen der Wasserbrücke etwa zeigt diesen Aspekt mit aller Deutlichkeit: Obwohl das Erscheinungsbild der Wasserbrücke und deren Eigenschaften bereits sehr genau bekannt sind, gibt es keine einzige anerkannte Theorie dazu, die auch nur annähernd imstande wäre, das Phänomen selbst zu erklären.

Das schwebende Wasser

Mit seiner Publikation über das Phänomen der schwebenden Wasserbrücke sorgte Dr. Elmar Fuchs für viel Aufsehen in der Welt der Physik. Wenn hochreines – also mehrfach destilliertes Wasser – in zwei Behältern unter Hochspannung gesetzt wird und dann die Behälter langsam voneinander entfernt werden, entsteht zunächst ein „Funke“. Anschließend „steigt“ die Flüssigkeit die Wand des Bechers entlang nach oben und bildet schließlich eine Wasserbrücke zwischen den beiden Gefäßen.

Elmar Fuchs fasst das Ergebnis wie folgt zusammen: „Wir konnten in unseren Experimenten zeigen, dass das Wasser über die Brücke in beide Richtungen fließt“. Der interdisziplinären Forschergruppe aus Chemikern, Physikern, Elektrotechnikern und Maschinenbauern der Technischen Universität Graz/Österreich ist mit dieser Entdeckung eine wissenschaftliche Sensation gelungen.

Viel internationales Interesse

Nachdem Dr. Elmar Fuchs seine Entdeckungen 2006 auf der Internationalen Wasserforschungskonferenz in Moskau präsentierte, war das öffentliche Interesse an der Wasserbrücke nicht mehr zu stoppen.

In Holland wurde „WETSUS“ – das international anerkannte Kompetenz- und Forschungszentrum für nachhaltiges Wassermanagement – auf die neuen Erkenntnisse aufmerksam und berief Dr. Fuchs zum Leiter einer Forschergruppe, die sich unter Verwendung modernster Messtechnik diesem Phänomen weiter nähern sollte.

Auch viele anerkannte Wissenschaftsmagazine (wie etwa „Nature”) veröffentlichten Berichte über die sensationelle Entdeckung. Selbst die europäische Weltraumbehörde ESA zeigte sich höchstinteressiert und möchte erforschen, wie sich das Phänomen im schwerelosen Raum) verhält. So hat Dr. Fuchs das Modell bereits in einem Parabelflug der ESA nachgebildet und nun wird daran gearbeitet, es in einem Weltraumflug nachzubilden.

Wasser mit unbekannter innerer Struktur?

Unglaublich, aber wahr: Im Versuch von Dr. Fuchs überwindet das Wasser bei einer elektrischen Spannung von 25.000 Volt eine Distanz von bis zu 25 Millimetern und zeigt dabei völlig neue Eigenschaften in Hinblick auf Dichte und Struktur.

Mittels Hochgeschwindigkeitskamera und Femtosekundenlaser ließ sich herausfinden, dass Wasser in der schwebenden Brücke neben der bisher bekannten „losen“ und „festen“  Bindung weitere Strukturen ausbilden kann, die irgendwo zwischen diesen beiden Zuständen einzuordnen sind. Diese Erkenntnis revolutioniert wiederum das klassische Wissen über Wasser.  Die neu gefundene Struktur in der schwebenden Wasserbrücke ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass dynamische Zustände im Wasser herrschen.

Stehen wir womöglich erst am Anfang der Wasserforschung?

Unser Wissensstand zum Thema Wasser lässt sich womöglich am besten mit dem bekannten Zitat eines der größten Wissenschaftler aller Zeiten zusammenfassen:

„Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ist ein Ozean“ (Sir Isaac Newton, 1643 - 1727).

So viel konnte die Wissenschaft bereits enträtseln und erforschen – und mindestens genauso viel wird uns womöglich noch etliche Zeit lang verborgen bleiben. Das Wasser ist nach wie vor voller Geheimnisse und gerade jene machen dieses Thema so ausgesprochen spannend.


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